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Leseverstehen

DSH-Modell Hannover

Geschäftsmodell

Die Firma, die Studenten Bücher schenkt 1

Im Stil von durch Werbung und Anzeigen finanzierten Gratis-Zeitungen bietet ein dänischer Verlag wissenschaftli-

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che E-Books, also digitale Bücher, kostenlos an. Das Konzept ist erfolgreich, aber nicht unbedenklich.

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Thomas Buus Madsen hat mit Büchern so seine Probleme. In der Bibliothek sind sie ständig ausgeliehen. Um sie

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selber zu kaufen, sind sie ihm zu teuer. Das ärgert den dänischen Studenten. Noch viel mehr hat er sich geärgert,

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als ein findiger Kommilitone plötzlich vor dem Kursraum stand und Kopien verkaufte. Kopien aus dem einzigen

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verfügbaren Exemplar eines wichtigen Lehrbuchs, das dieser sich rechtzeitig aus der Bibliothek gesichert hatte.

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Heute, einige Jahre später, ist Madsen Geschäftsführer eines dänischen Buchverlags. Aber statt Bücher zu verkau-

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fen, verschenkt er sie – millionenfach. Auf der Website Bookboon bietet der Verlag mehr als 700 deutsch- und

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englischsprachige E-Books fürs Studium zum an. Im Jahr 2005 hat Madsen das Unternehmen mit sei-

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nem Bruder gegründet. „Bei uns zahlen die künftigen Arbeitgeber der Studenten für die Bücher", erklärt Madsen.

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Dass dieses Prinzip funktioniert, haben die Brüder kennengelernt, als sie die dänische Gratis-Zeitung Metro mit

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aufgebaut haben.

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In erster Linie richten sich die Bookboon-Bücher an Studenten aus den Studienrichtungen IT, Wirtschafts- oder

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Ingenieurwissenschaften. Seit Jahren werben Unternehmen um den besten Nachwuchs. Und das können sie nun

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auch über den Umweg der Gratis-Bücher: Lädt sich ein Student ein Lehrbuch herunter, stößt er darin auf Anzeigen,

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in denen potenzielle Arbeitgeber werben. Bekannte Standardwerke oder die Pflichtlektüre, die manche Professoren

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von ihren Studierenden verlangen, finden sich hier nicht. Alle Gratis-Bücher werden von promovierten Wissen-

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schaftlern gegen ein Honorar exklusiv für den Verlag geschrieben. Anfangs nur auf Dänisch, zunehmend auch auf

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Englisch, Deutsch und weiteren Sprachen. „Wir ziehen grundsätzlich Bücher in der jeweiligen Landessprache vor.

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Deshalb sollen deutsche Professoren auch auf Deutsch schreiben", sagt Madsen. Die Autoren kämen unter anderem

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von der TU Berlin, der Universität Köln oder der TU Dresden.

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Doch welchen wissenschaftlichen Gehalt können kostenlose Studienbücher haben? Wer einmal eine Gratis-Zeitung

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in der Hand hatte, wird seine Zweifel haben, ob die Bookboon-Bücher wirklich gut sind. Entscheidend für den Ge-

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schäftserfolg ist die Anzahl der heruntergeladenen Exemplare – sie bestimmen die Anzeigenpreise. Werbende Un-

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ternehmen sind in erster Linie daran interessiert, möglichst viele Leser zu erreichen.

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Da ist die Versuchung groß, mit populärwissenschaftlichen Themen auf ein breites Publikum abzuzielen. Und so

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wundert es nicht, dass Bookboon neben Studienbüchern auch massentaugliche Business-Ratgeber und Reiseführer

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anbietet. FSZ der Leibniz Universität Hannover

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Vorgabenorientierte Textproduktion Leseverstehen – Text

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Sven Fund, Geschäftsführer des Wissenschaftsverlags De Gruyter, hat beim Konzept von Bookboon seine Beden-

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ken. „Ich finde das wissenschaftlich ziemlich dünn", kritisiert er. Für Nutzer böten die oftmals sehr kurzen Bücher

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lediglich einen ersten Eindruck vom Thema. Außerdem bemängelt Herr Fund die geringe Auswahl: „Knapp 1.000

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Titel sind für einen Wissenschaftsverlag nur ein Tropfen auf dem heißen Stein – wer sucht, will Vollständigkeit."

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Dass ein Konkurrenzverlag so argumentiert, erstaunt kaum. Am Ende werden die Studierenden den Markt und

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damit die Reichweite bestimmen: Wenn sie aus den Bookboon-Büchern keinen Nutzen ziehen, werden sie seltener

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welche en. Denkbar ist aber auch, dass viele Bücher – eben weil sie nichts kosten – auf Verdacht herun-

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tergeladen werden und dann doch ungelesen bleiben. Bookboon-Geschäftsführer Madsen lässt die Kritik unbeein-

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druckt. Er hat große Pläne. Noch stünde das Portal erst am Anfang: „Es nimmt schon etwas Zeit in Anspruch, ein

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breites Angebot aufzubauen", sagt er. Momentan wächst die Seite jährlich um ca. 250 Bücher.

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Dicke Bücher von 1000 Seiten und mehr scheinen aber weder jetzt noch später ins Portfolio der dänischen Brüder

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zu en. „Unsere Bücher sind bewusst kurz gehalten. Es ist Teil unseres Konzepts, dass die Bücher übersichtlich

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und leicht verständlich sind", sagt Madsen. Studenten würden die Bücher besonders kurz vor Klausuren zur Prü-

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fungsvorbereitung nutzen.

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Fest steht: Bookboon hat Erfolg. In den skandinavischen Ländern ist die Website bereits vielen Studenten bekannt.

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In Großbritannien, den USA und Indien wächst die Anzahl der s kontinuierlich. Deutsche Nutzer haben

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2012 bislang drei Millionen E-Books heruntergeladen. Für das komplette Jahr erwartet das Unternehmen zwischen

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acht und zehn Millionen s.

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Und am Selbstbewusstsein mangelt es Geschäftsführer Madsen nicht: „Unser Ziel ist es, zu einem der marktfüh-

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renden Anbieter von akademischen Studienbüchern aufzusteigen", sagt er. Sollte ihm das gelingen, muss sich die

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Wissenschaftswelt wohl etwas einfallen lassen.

Quelle des Textes: http://www.zeit.de/studium/uni-leben/2012-06/bookboon-e-books, 12.06.2012 (leicht verändert) 4.911 Zeichen mit Leerzeichen

FSZ der Leibniz Universität Hannover

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